Sehr neugierig und voll aufregender Spannung fuhren am 7. Oktober 2021 Pater Jacques, Traude Schröttner, Karl und Christel Paar sowie Jutta Becker zum Flughafen Wien-Schwechat, um den neuen Bischof unserer Partner-pfarre Nyamasheke, Bischof Edouard Sinayobye, zu empfangen. Er ist der Nachfolger des verstorbenen Bischofs Damascène, den wir noch alle in guter Erinnerung haben. Aus der Abfertigungshalle kommend erkannten wir ihn sofort, das Lächeln hinter seinem Mund-Nasen-Schutz verriet seine große Vorfreude.
Nach unserer ersten Station bei Missio Austria, wo wir mit National-direktor P. Karl Wallner Messe feiern durften, ging es mit dem Auto nach Graz zu den Schwestern der Elisabethinen, die ihn während seines ganzen Aufenthaltes liebevoll als Gast und auch als Patienten aufnahmen. Die Schwestern der Elisabethinen waren, ähnlich wie wir, tief berührt von seiner liebevollen und demütigen Art der Begegnung.
Am Samstag traf Bischof Edouard unseren Bischof Wilhelm Krautwaschl, um mit ihm über das Testament des verstorbenen Bischofs Jean Damascène Bimenyimana zu sprechen, mit der Bitte, dass seine Diözese Cyangugu der Pfarre Graz-Karlau immer einen Priester zur Verfügung stellen soll, wenn diese einen braucht. Bischof Wilhelm war ebenso berührt wie wir, als wir erstmals von diesem Testament erfuhren: welch ein Geschenk – ein Priester für unsere Pfarre und die Diözese Graz-Seckau.
An diesem Tag öffnete sich auch in der Diözese Graz-Seckau eine neue Tür. Bischof Krautwaschl signalisierte ein großes Interesse an einer zukünftigen Partnerschaft auf Ebene der Diözese. Er war beeindruckt, dass die Partnerschaft der Pfarre-Graz Karlau und der Pfarre Nyamasheke weit mehr als nur einige Projekte in einer Pfarre in Rwanda ist, sondern eine große Verbundenheit und Freundschaft mit einer ganzen Diözese.
Ein besonderer Moment war am Sonntag die Heilige Messe in der Pfarre Karlau. Bischof Edouard feierte die Messe das erste Mal in seinem Leben auf Deutsch. Seine Predigt über den „Weg zum Glück“ ließ kein Herz unberührt: „Ja, all dieses menschliche Wissen und Können ist unent-behrlich, nützlich, gewinnbringend, aber es hat seine Grenzen: Es ist eine kleine Weisheit“, eine „flüchtige Weisheit“, die dem Menschen nicht das Geheimnis des Glücks offenbaren kann, nach dem er sich so sehr sehnt. Wenn ein Mensch das Glück hat, Gott in seinem Leben zu begegnen, findet er einen unendlichen Schatz. Nur Gott kann dem Leben des Menschen einen Sinn geben. Die Welt bewegt sich, manchmal in einem rasanten Tempo, und wir laufen ihr hinterher. Am Eingang einer großen Stadt stand geschrieben: „Mensch, du rennst, du rennst, aber wohin gehst du?“ Wir können Gott, den wir nicht sehen können, nicht lieben, wenn wir nicht unseren Nächsten lieben, der neben uns steht. Gott zu lieben wie sich selbst ist der Weg zum ewigen Leben. Der Nachbar, also der Mensch neben uns, dem wir jeden Tag begegnen, ist die Leiter, die uns zu Gott hinaufführt. Als ich das erste Mal in meine Diözese kam und eine Pfarre nach der anderen besuchte, da sprachen alle Priester von Euch. Überall konnte ich sehen, was Ihr für Eure Nachbarn getan habt. Ich konnte diese Leiter zu Gott sehen!“ Mögen diese Worte in der Pfarre Karlau und das Vorbild der Nächstenliebe Wellen schlagen und auch andere ermutigen, die Nachbarn zu sehen, die Gott uns auf den Weg stellt, um Ihnen Gutes zu tun.
Christel Paar und Jutta Becker